Omar Abou-Fidah

»Als ich in den Spätherbst der Pubertät kam, setzte sich bei den vorgeblich aufgeklärten Meinungsführern zusehends eine Art kosmopolitischer Faschismus durch, das heißt die neuen Untermenschen waren nicht mehr Juden, Ausländer, Behinderte oder Schwule wie bisher, solange sie nicht vom Absturz in die Bedürftigkeit bedroht oder schon hinunter gefallen waren, sondern Verlierer gleichermaßen. In meinem Fall kann man konstatieren, daß ich vom Regen in die Traufe kam, wie man so schön sagt. Ich wurde mir dieser sozialpolitischen Entwicklung erst spät bewußt, nach dem Auftauchen von Nichtariern in populären Medien glaubte ich voller Arglosigkeit lange, daß die Gesellschaft beharrlich fortschreiten würde und Toleranz gegenüber Außenseitern und vermeintlich Schwächeren entwickelt hätte. Das war natürlich blanker Unfug, nur die Zielsetzung hatte sich verschoben.«
(Auszug)

»Roh und einfach« ist ein deutscher Gegenwartsroman, der vom Abstieg eines abgebrannten Couchrevolutionärs und Bildungsproletariers erzählt. Er besitzt mit seinem Weltekel nicht das Talent, sich in verläßlichen gesellschaftlichen Netzen einzurichten, fällt durch die Maschen und schlägt ganz unten auf.

Finanziell klamm, ohne hilfreiche Kontakte und nicht begabt zu geschmeidiger Untertänigkeit mißlingt es ihm, im »ersten Arbeitsmarkt« Fuß zu fassen; er muß sich in den Bundesarbeitsdienst fügen. Aufgrund einer Revolte kommt er in den geschlossenen Vollzug, wo er unfreiwillig Bekanntschaft mit sadistischer Knasterotik macht. Nach seiner Entlassung gerät er mit seinem Vermieter, osmanischen Krawallspießern und jungrechten Sittenwächtern aneinander. Er wehrt sich mit Tücke, aber vergeblich. Ein letzter Wiedereingliederungsversuch in die Gesellschaft als Darsteller in der Erwachsenenunterhaltung schlägt fehl. Er wird vor die Tür gesetzt. An Gesetze fühlt er sich nun nicht mehr gebunden, er gerät in einen Strudel der Gewalt, der ihn schlußendlich fortspült.

Das Signet des Schmutztitels und alle 21 Illustrationen zu »Roh und einfach«

Umschlaggemälde für »Roh und einfach«

Alle beschriebenen Charaktere und Geschehnisse sind, von gelegentlich erwähnten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder tatsächlichen Begebenheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Für Jugendliche unter achtzehn Jahren ist die Lektüre nicht geeignet.

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